Start in Brunnen, Fahrt entlang der Adria nach Griechenland, mit Umweg. 28.12.2016 bis Februar 2017

Nach vielen Verabschiedungen, winken uns am 28. Dezember unsere Nachbarn noch lange nach, als wir losfahren. Mit Sonnenschein begrüsst uns das Tessin, nachdem wir vor dem Gotthardtunnel etwa eine halbe Stunde im Schritttempo gefahren sind. Kurz vor Chiasso finden wir ganz in Seenähe unseren ersten schönen Übernachtungsplatz. Am nächsten Tag fahren wir von Como bis Bergamo auf Nebenstrassen durch Hügel und Dörfer. Um rascher bis Slowenien zu kommen, benutzen wir dann für die rund 350km bis Gorica die Autobahn. Damit haben wir vorerst genug von Autobahnen und lassen das Navi eine Strecke über die Berge nach Cerkno suchen. Die Strasse ist ganz nach unserem Geschmack. Steil, eng, wunderbare Aussicht, kein Verkehr. Überall hat es Schilder die auf Schneekettenpflicht hinweisen. Schnee ist aber weit und breit nicht zu sehen, obwohl die Temperatur kaum über 0 Grad steigt. Dafür haben wir strahlenden Sonnenschein. Silvester verbringen wir in Idrija. Wir besuchen das Stadtmuseum und anschliessend die Führung durch ein stillgelegtes Bergwerk. Selbst Peter darf im Rollstuhl ein ganzes Stück mit in den Stollen, bis zur Stelle, wo es mit der Treppe weit nach unten geht. Während über 500 Jahren wurde in Idrija Quecksilber abgebaut. Dabei wurden über 700 km Stollen und Galerien gebaut, bis zu einer Tiefe von 382m unter der Stadt. Um 1980 wurde die Mine geschlossen. Die Probleme, die mit dem Abbau von Quecksilber und dessen giftigen Dämpfen einhergingen, sind in den Museen eindrücklich dargestellt.

Unser nächstes Ziel ist das Militärmuseum im Süden Sloweniens, in Pivka. Bei herrlichem aber kaltem Wetter fahren wir wieder auf Nebenstrassen über die Berge und kommen am 1. Januar am Nachmittag in Pivka an. Beim Museum hat es sehr schöne Stellplätze, wo wir uns als Einzige einnisten. Plötzlich entdecken wir unter unserem Duromotor Wassertropfen. Beunruhigt suchen wir nach deren Herkunft und erreichen selbst an diesem Feiertag unseren Mechaniker zu Hause und senden ihm Fotos des Motors. Nach weiteren Untersuchungen in einer lokalen Werkstatt, entscheiden wir uns, die genaue Ursache des Problems und deren Behebung in unserer Duro-Werkstatt zu Hause machen zu lassen. So fahren wir am 3. Januar auf dem schnellsten Weg die 660km zurück in die Schweiz. In der Werkstatt wird der Duro fachgerecht repariert, die abgenutzten Teile ersetzt, und am 15. Januar starten wir ein zweites Mal. Unsere Nachbarn, Jonas und Geni helfen am Morgen noch den Schnee wegzuräumen. Im Tessin haben wir Sonne und um 18 Uhr reisen wir bereits in Slowenien ein. Um 19 Uhr erreichen wir in Pivka „unseren“ Übernachtungsplatz. Es hat etwa 20cm Schnee, die Strassen sind geräumt. 

Am nächsten Morgen hat es -2 Grad, Grund für uns möglichst rasch weiter südwärts zu fahren. Zügig kommen wir nach Kroatien und fahren bis Rijeka. Es stürmt, und wir erfahren, das sei die Bora. Das ist ein trockener, kalter und böiger Fallwind zwischen Triest, der kroatischen und der montenegrinischen Adriaküste. Die Strasse entlang der Küste ist wegen des Sturmes für den Verkehr gesperrt. So bleiben wir in der Umgebung von Rijeka, besuchen ein Museum und finden einen tollen, windgeschützen Übernachtungsplatz. 2 Tage später sind die Strassen noch immer gesperrt und wir sehen in der Zeitung, dass auf der Brücke zur Insel Krk Windgeschwindigkeiten von 217km/h gemessen wurden. Der Entscheid, die Strassen zu sperren, war sicher richtig. In Opatia hat er Sturm bereits nachgelassen und wir wandern den schönen, rollstuhlgängigen (mit unseren Hilfsmitteln) Küstenweg, 2 x 6 km ab. Nach 4 Tagen lässt die Bora nach und wir können weiterfahren. Am Vormittag haben wir noch heftigen Seitenwind, und ein Teilstück der Adriastrasse ist noch immer gesperrt. Im Laufe des Tages lässt der Wind nach und die Strassensperre wir aufgehoben. Für rund 10 km müssen wir noch in Bosnien Herzegovina einreisen, bevor wir in Dubrovnik eintreffen. Wir schauen uns die Stadt, insbesondere die schöne Altstadt an. Selbst hier wurden im Krieg von 1991 sinnlos Gebäude zerstört und Menschen getötet.  Noch eindrücklicher sehen wir die Kriegsfolgen kurze Zeit später in Kupari. Eine grosse ehemalige Hotelanlage ist eine zerschossene Ruine, rundherum die Erde aufgerissen, wahrscheinlich vom Räumen der Minen. Immerhin ein ruhiger Übernachtungsplatz für uns, direkt am Meer.

Noch immer sind die Temperaturen nachts um die 0 Grad. So entscheiden wir uns, rasch südwärts zu fahren und durchqueren Montenegro in einem Tag.

Im albanischen Shkodra gehen wir zum ersten Mal in ein Camping. Die Betreiberin ist Englischlehrerin, ihr Mann Kunstmaler. Von ihnen erfahren wir viel über das Land und die Region. Beim Camping hat es auch ein gutes Restaurant und wir bezahlen für das reichhaltige Nachtessen mit Getränken lediglich umgerechnet 2 x 7 Franken. In Shkodra besuchen wir das Memorial Museum. Es zeigt ein dunkles Kapitel der jüngeren albanischen Geschichte. Insbesondere die Menschen im christlichen Shkodra waren stark betroffen von den Gräueltaten der Kommunisten von 1944 bis anfangs 90er Jahre. Im ehemaligen Gefängnis wird gezeigt, wie das Regime nach dem zweiten Weltkrieg den Diktaturstaat betrieb und Kritiker hinrichten liess. Auch unser Campingplatzbetreiber und seine Verwandten waren im Gefängnis eingesperrt gewesen.

 

In Durres schauen wir uns die Ruinen des Amphitheater an und geniessen den schönen Quai an der Sonne bei 14 Grad. Touristen hat es zu dieser Jahreszeit fast keine. In Kucove sehen wir die Überreste einer grossen Erdöl- und Erdgasraffinerie. Die Anlage wurde während der Kommunismuszeit gebaut und 1968 von China fertiggestellt. Von 1978 bis 1990 wurde sie von der albanischen Regierung betrieben. Sehr oft war sie aber wegen fehlender Ersatzteile ausser Betrieb. Als wir in der Nähe der Stadt bei einer Scheune einen Übernachtungsplatz gefunden haben, kommt ein jüngerer Mann aus der Nachbarschaft, der recht gut Englisch kann. Er erzählt wie er als Asylbewerber in der Schweiz, Deutschland, Belgien und England war und schliesslich ausgeschafft wurde. Am nächsten Abend haben wir nach Vlore direkt am Meer in einem ehemaligen Bachbett ein Übernachtungsplatz gefunden. Kaum ist Margrit fertig mit Steinen unterlegen, damit wir waagrecht stehen, kommt ein Mann. Er lädt uns ein, gratis in sein nebenan liegendes, zur Zeit leeres Camping zu kommen. Als einzige Gegenleistung sollen wir seine Visitenkarten anderen Reisenden geben, die wir treffen.

 

Am Samstag 28. Januar hat es am Morgen 2 Grad. Von Meer aus fahren wir bis auf den 1024m hohen Pass Llogara. Es hat fast kein Verkehr und wir können die schöne Aussicht aufs Meer hinunter immer wieder geniessen. Auf der anderen Seite des Passes kommen wir, wieder auf Meereshöhe, nach Saranda. In der Stadt parkieren wir unsern Duro am Strassenrand, einige Meter hinter einem Wohnmobil mit französischen Kennzeichen. Am Strand treffen wir zwei Leute, die zum Fahrzeug passen. Sie sind Deutsche und heissen Barbara und Günther. Seit 2 Jahren leben die beiden im Wohnmobil und sind jeweils dort in Europa, wo die Temperaturen angenehm sind. Am Abend können wir bei „ihrem“ Übernachtungsplatz mit fantastischer Sicht aufs Meer unsere Reiseerfahrungen austauschen.

 

Und schon kommen wir in das siebte Land unserer Reise, Griechenland. Als erstes steuern wir Ioannina an. Hier wollen wir die Beschaffung der Visa für den Iran und Turkmenistan einleiten. Beim Campingplatz am See kommen wir vor verschlossene Barriere. Wir lassen den Duro auf dem Parkplatz und gehen zu Fuss in die Stadt. Als wir 3 Stunden später zurückkommen, ist die Barriere offen, aber niemand anwesend. Wir suchen uns den besten Platz, richten uns ein und können ruhig schlafen. Auch am nächsten Morgen ist niemand vom Camping da, aber die Barriere ist geschlossen. Just als wir aufbrechen wollen, fährt ein PW zu und öffnet die Barriere. Er hat nichts mit dem Camping zu tun, öffnet uns aber die Barriere und so kommen wir wieder aus dem Camping hinaus. In der Burg/Altstadt von Ioannina besuchen wir ein im Juli 2016 eröffnetes Museum für Silberkunst. Ein sehr schön gemachtes Museum, alles zum Thema Silber. Alles rollstuhlgängig, wenn man denn den Weg bis zum Eingang geschafft hat, was ohne kräftige Begleitperson unmöglich wäre. 

 

Nördlich von Ioannina wollen wir die Schlucht Vikos Gorge besichtigen. Dazu geht es in die Berge. Ab etwa 1000m hat es Schnee, die Strasse ist geräumt. Auf 1300m hat es etwa 50cm Schnee und die Strasse ist teilweise schneebedeckt. Auf dem Parkplatz vor der Schlucht zieht Margrit Wanderschuhe und Gamaschen an um durch den Schnee an den Rand der Schlucht zu kommen. Die Angaben über die maximale Tiefe der Schlucht differieren erheblich und schwanken zwischen 600 m und knapp 1.000 m. Im Guinness-Buch der Rekorde ist sie als tiefste Schlucht der Welt eingetragen.

 

 

Auf der Weiterfahrt, immer südwärts, erledigen wir noch Wartungsarbeiten am Duro. Unser Mechaniker zu Hause hat uns empfohlen, nach gut 2000 km den Ölfilter zu wechseln. Bei einer Tankstelle mit Werkstatt erledigt das der Mechaniker fachgerecht, und erst noch gratis. Da in unserem Tank gerade 70 Liter Diesel Platz haben, können wir ihm auf diesem Weg etwas bezahlen und ihm  mitgebrachte Süssigkeiten aus der Schweiz schenken.

 

Am 2. Februar  hat es am Morgen bereits 8 Grad und strahlender Sonnenschein beleuchtet unseren Frühstückstisch. Wir fahren zum Denkmal der Frauen von Zalango. Die tanzende Frauengruppe stellt soulitische Frauen dar, die vor den anrückenden Türken mit ihren Kindern auf den Berg geflüchtet sein sollen, nachdem diese die männlichen Verteidiger im Dorf niedergemacht hatten. Als die Verfolger immer näher kamen, schloss sich der Kreis zum souliotischen Rundtanz. Nach jeder Runde sprang eine von ihnen in die Tiefe. Lieber in Freiheit sterben als unter Knechtschaft weiter leben.

 

Am nächsten Tag kommen wir auf den Peloponnes. Von Lisi, die mit ihren 2 Hunden und einer Katze unterwegs ist, wissen wir, dass sie bereits in der Gegend ist. Wir haben sie vorher in Kroatien das erste Mal kurz getroffen. Wir vereinbaren mit ihr, uns auf dem Camping bei Egio zu treffen. Das klappt und als wir zufahren, erwartet uns Lisi schon als einziger Gast auf dem Camping. Am nächsten Tag nutzen wir die Möglichkeiten die Wäsche zu waschen und beheben ein Problem mit einem undichten Schlauch bei unserem Trinkwassertank. Dies bei Temperaturen von fast 20 Grad.

 

 Am Sonntag steht ein Ausflug mit der Schmalspurbahn nach Kalavarita auf dem Programm. Da wir gerade den Tag erwischt haben an dem die Bahn ihr 120 Jahre Jubiläum feiert, hat es sehr viele Leute. Weiter geht unsere Reise nach Korinth. Wir wählen die Route so, dass wir zwei Mal über den spektakulären Kanal von Korinth fahren, der das griechische Festland von der Halbinsel Peloponnes trennt. 1881 bis 1893 wurde der 6346 m lange Kanal gegraben. 1944 wurde er durch die Wehrmacht zerstört und von 1946 bis 1948 wieder aufgebaut. Der Kanal wird heute noch von rund 30 Schiffen pro Tag benutzt. 

 

Entlang der westlichen Küste der Peloponnes besuchen wir einen Vulkan, prähistorische Höhlen und wie es sich für Griechenland gehört, jede Menge Museen und Ruinen aus den verschiedenen Epochen der bewegten griechischen Geschichte. Hie und da finden wir auch Museen, die zumindest teilweise rollstuhlgängig sind. In Nafplio treffen wir auf mehrere Wohnmobile. 6 Deutsche, ein Franzose und ein Thurgauer. Wir reden zwar kurz mit dem Besitzer eines vom Feuerwehrfahrzeug umgebauten Wohnmobils, ziehen dann aber weiter und finden einen schönen Übernachtungsplatz bei einer Burgruine oberhalb Argos mit Blick auf die Stadt und weit hinaus bis zur Küste. Allerdings schauen wir uns das aus unserer warmen Stube an, den mit 10 Grad ist es zu zu kalt um draussen zu sitzen.

 

Der Wetterbericht kündigt für die nächsten Tage wärmere Temperaturen auch im zentralen Griechenland an. So verlassen wir den Peloponnes und freuen uns Lisi nochmals zu treffen, die beim Leuchtturm nördlich von Korinth auf uns wartet.

 Margrit, interessiert an Läufen, wollte sich den Ort Marathon nicht entgehen lassen. Am 12. September 490 v.Chr. schlug hier das zahlenmässig schwächere athenische Heer die angreifenden Perser. Athen schmückte die Schlacht mit zahllosen Legenden und Mythen. Dazu gehört auch die Legende vom Marathon-Läufer, der in Athen den Sieg mit den Worten „Nenikekamen – wir haben gesiegt!“ 42.5km weit überbracht und dann tot zusammengebrochen sein soll. Es ist eine Erfindung aus späterer Zeit. 

 

Athen umfahren wir auf der Autobahn mit happigen Gebühren. Für rund 170 km müssen wir 25€ bezahlen. Bei den Thermalquellen bei Loutra lernen wir die Österreicher Maria, Leander und ihren kleinen Sohn Lenox kennen. Mit ihrem alten Mercedes Lastwagen, den sie zu einem Reisemobil umgebaut haben, planen sie bis in die Mongolei auf einer ähnlichen Route wie wir zu fahren. Im kleinen Dörfchen Milies lernen wir die deutsche Angelika kennen. Sie ist Gärtnerin und wohnt seit 20 Jahren hier. Von ihr erfahren wir viel Interessantes und erhalten Tips für die Weiterreise. Am 17. Februar stehen wir am Morgen noch am Meer bei Horefto und fahren dann Richtung Volvos. Nach 1 Stunde sind wir auf dem 1200 m hohen Pass. Am Strassenrand hat es hohe Schneemauern und auf der Wiese etwa 50cm Schnee. Wir sind in einem griechischen Skigebiet angekommen. Am Abend, nach einer Tagesetappe von 150km, sind wir wieder am Meer, am Fusse des höchsten Berges Griechenlands, dem Olymp mit 2918m.

 

Bereits in Meteora, bei den Klöstern, treffen wir erneut die drei Österreicher. Natürlich tauschen wir weitere Erfahrungen und Ideen aus. 

 

Die Meteora Klöster bei der Stadt Kalambaka sind sehr eindrücklich. Sie sind auf hohen Sandsteinfelsen gebaut und waren bei deren Gründung ab dem 14. Jrh. nur mit Seilwinden erreichbar. Heute gibt es Strassen und es gilt nur noch einige Treppen zu überwinden, um zu den Klöstern zu kommen. Also geht Margrit alleine und bringt Peter Bilder und Eindrücke aus erster Hand.

 

Wir sind viel auf der Strasse und erleben dabei so manche komische, manchmal auch schwierige Situation. In jedem Land versuchen wir, uns mit den herrschenden Sitten und Gebräuchen vertraut zu machen. So haben wir uns in Griechenland schon gut daran gewohnt, dass Sicherheitslinien etwas anderes bedeuten als in der Schweiz und was dort ein Halteverbot ist, bedeutet hier „Gratisparkplatz“. Noch nicht im Klaren sind wir uns über die Bedeutung der runden Schilder mit rotem Rand und einer Zahl in der Mitte.

 

Wir sind jetzt in der Nähe von Thessaloniki. Bereits haben wir das Visum für den Iran in den Pässen und und das für Turkmenistan ist ebenfalls terminiert. So werden wir ab Ende Februar in der Türkei weiter reisen.