Durch das Hochland Ecuadors und Kolumbien 28.10 bis 12.12.2012
Die Einfachheit der Einreise in den Bergen Ecuadors, wird sich bei der späteren Ausreise noch als kleines Problem herausstellen. Zunächst aber geniessen wir die gegenüber vorher viel angenehmere
und weniger riskante Fahrweise der Ecuadorianischen Fahrzeuglenker. Im ersten Städtchen nach der Grenze, Zumba, findet gerade ein Fest statt mit Marktständen und einem Volleyball Turnier. Dies
bei bei Temperaturen über 30 Grad. Für umgerechnet Fr. 1.10 pro Person, bekommen wir ein reichliches Mittagessen. Bei der Tankstelle beträgt der Preis für Diesel Fr. 0.96. Das aber für eine
Gallone. Also kostet uns der Liter Diesel in Ecuador gerade mal 26 Rappen! Da stört uns der doch etwas hohe Verbrauch unseres Duro überhaupt nicht mehr.
An der Strasse über viele Berge nach Loja wird kräftig gebaut. Teilweise ist die Strasse eng, schmal und steil, teilweise bereits breit ausgebaut und asphaltiert. Ecuador hat für Touristen
strengere Aufenthaltsbeschränkungen als die anderen Länder Südamerikas. Sowohl die Personen als auch das Fahrzeug dürfen nach der ersten Einreise innerhalb eines Jahres nur 90 Tage im Land sein.
Während wir für unsere Ferien in der Schweiz an Weihnachten ausreisen werden, bleibt unsere Fahrzeug in Ecuador und schränkt so unsere Aufenthaltsdauer ein. Deshalb fahren wir für unser sonst
übliches Reisetempo recht schnell durch das Land und lassen uns dann im Februar 2013, nach der Rückkehr aus der Schweiz noch so viel Zeit wie uns innerhalb der 90 Tage bleiben wird. So treffen
wir bereits am 31. Oktober in Cuenca auf dem Camping ein. Hier treffen wir die Franzosen Jean-Jacques und Martine, denen wir schon in Peru mehrmals begegnet sind und 4 Schweizer. Walter und
Regine sind mit ihrem Reisemobil südwärts unterwegs, Kathrin und Erich sind auf einem Landausflug von ihrem Segelboot, mit dem sie seit Jahren auf den Weltmeeren umher segeln. Viele Stunden
verbringen wir mit den anderen Reisenden, plaudern zusammen, erhalten gute Tipps und können eigene Erfahrungen weiter geben. Solche Treffen sind auch immer Gelegenheit, Unterlagen und Bücher
auszutauschen.
An unserem weiteren Weg nach Quito, liegt der höchste Berg Ecuadors, der Chimborazo. Er ist 6310m hoch, und wird von einigen als höchster Berg der Welt bezeichnet. Wie das? Die Spitze des Mount
Everest ist 6382km vom Erdmittelpunkt entfernt, beim Chimborazo sind es dagegen 6384km. Die Erde ist halt nicht exakt kugelförmig. Glücklicherweise haben wir die GPS-Koordinaten der Einfahrt zum
Chimborazo Nationalpark. Beim dichten Nebel hätten wir sie sonst glatt verpasst. Kurz bevor der Park geschlossen wird kommen wir an und können gleich hinter dem Eingang auf 4371m für die Nacht
parkieren. Der Regen geht allmählich in Schnee über und wir sind für die gute Isolation unseres Wohnteils dankbar. Auf diesen Höhen funktioniert unsere Dieselheizung nicht mehr. Am Morgen beträgt
die Aussentemperatur 4 Grad und der Schnee ist weitgehend verschwunden. So können wir weiter hoch fahren bis zum Ende der steilen Strasse. Die letzten Meter geht Margrit noch zu Fuss und erreicht
so das Refugio auf 5000m.
Zwei Tage später treffen wir in Quito ein. Da besuchen wir den Vater unserer Spanischlehrerin, bei der wir in Schwyz unsere Spanischkurse besucht haben. Er hat für uns Bücher und Strassenkarten,
die wir ihm aus der Schweiz haben schicken lassen. Weiterhin hat er für uns einen sicheren Platz gesucht, wo wir unser Fahrzeug während der Schweizer-Ferien abstellen können. Wir werden sehr
freundlich empfangen und verbringen mit ihm einen schönen Tag im riesigen Quito.
Dass sich die Ausreise aus Ecuador hinziehen könnte ahnen wir schon als wir bei den Grenzgebäuden ankommen. Die Warteschlange vor der Ausreise geht weit in den Parkplatz hinaus. Mit dem Rollstuhl
haben wir zwar eine Sonderbehandlung, aber auch vor diesem Schalter warten wir zunächst 40 Minuten bis wir an der Reihe sind. Die freundliche Grenzbeamtin findet uns nicht in der elektronischen
Datenbank. Demnach wären wir nie in Ecuador eingereist. Die Stempel in unseren Pässen sagen aber etwas anderes aus. Nach längeren Abklärungen findet sie den Trick. Sie lässt uns kurz einreisen
(ohne Passeinträge) und flugs wieder ausreisen. So kann sie den computergesteuerten Stempeldrucker zu den notwendigen Ausreisestempeln in unseren Pässen veranlassen. Der für die Ausreise des
Fahrzeuges zuständige Beamte ist weniger flexibel. Über eine Stunde beschäftigt er sich mit unserem Fall, bis wir das bei der Einreise erhaltene Zollpapier abgeben und weiter fahren können. Die
nun folgende Einreise in Kolumbien geht dann sehr speditiv. Trotzdem wird es schon bald dunkel, als wir in der kolumbianischen Grenzstadt Ipiales eintreffen. Da unsere südamerikanische
Haftpflichtversicherung in Kolumbien nicht gilt, sollten wir noch die obligatorische Versicherung abschliessen. Da wir aber nicht bei Dunkelheit einen Übernachtungsplatz suchen wollen,
verschieben wir das auf den nächsten Tag.
Gemäss Mythos, wurde 1754 die indianische Dienstmagd Juana Mueses zusammen mit ihrer taubstummen Tochter Rosa in der Schlucht des Rió Guáitara bei Las Lajas von einem schweren Gewitter
überrascht. Zwischen Blitz und Donner erhob Rosa plötzlich ihre Stimme:“ La mestiza me llama!“, und deutete auf einen Fels, auf dem sich die Gestalt der Jungfrau Maria abhob. Danach konnte Rosa
wieder hören und sprechen. An dem Ort wurde später die heutige Kirche errichtet und seither pilgern Scharen von Menschen aus ganz Kolumbien und Ecuador hierher um Heilung zu erbitten. Das machen
wir nicht, besuchen aber den eindrucksvollen Bau. Zuvor zeigten uns zwei alte Leute einen sicheren Platz für unser Fahrzeug, wo wir auch ruhig übernachten konnten.
Die FARC sind eine linksgerichtete, sich selbst als marxistisch bezeichnende kolumbianische Guerillabewegung, die seit dem Jahr 1964 einen bewaffneten Kampf gegen den kolumbianischen Staat, seine
Repräsentanten und die kolumbianische Armee führt, aber auch Unbeteiligte und Zivilisten zum Ziel einiger ihrer gewalttätigen Aktionen macht. Gegenwärtig finden endlich Verhandlungen zwischen den
Parteien statt. Den die Bevölkerung ist längst kriegsmüde und die FARC unterdessen stark geschwächt. Im Büchern und auf verschiedenen Internetseiten wird davor gewarnt, den Südwesten Kolumbiens
zu bereisen. Wir fragen bei Polizei und Militär, die überall präsent sind, ob die von uns bevorzugte Route sicher sei. Die Auskunft lautet, da könnt ihr durchfahren, aber besser nicht bei Nacht.
So überqueren wir ein erstes Mal die Andenkordilleren auf einer teilweise schmalen und engen, teilweise bereits gut ausgebauten Strasse von Pasto aus westwärts. Die Strassen in Kolumbien gehören
nicht zu den schlechtesten die wir bisher erlebt haben. Trotzdem hat es auf den asphaltierten Strassen oft riesige Löcher, denen man rechtzeitig ausweichen muss. Zwei Mal sehen wir, dass
dies grossen Fahrzeugen nicht gelungen ist, mit den entsprechenden Folgen. Einmal mehr halten wir daran fest, nur tagsüber zu fahren.
Vor Neiva besuchen wir den archäologischen Park San Agustin. Er gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und zu den bedeutendsten und zugleich geheimnisvollsten Fundstätten des Kontinentes.
40km nördlich von Neiva kommen wir in die Tatacoa-Wüste. Eine bizarre Landschaft aus welligem, rot, ocker und grau gefärbtem Gestein, in das die Erosion bis zu20m tiefe Canyons gefressen hat. Es
ist ist heiss, am Mittag haben wir 40 Grad. Am Abend besuchen wir die 2001 errichtete Sternwarte und in der tropischen Nacht lassen wir uns den äquatorialen Sternenhimmel erklären. Damit Peter
nicht die Treppe hochsteigen muss, holt der Astronom die Geräte hinunter und stellt sie auf den Parkplatz direkt neben unser Fahrzeug. Anschliessend können wir hier übernachten und werden Zeugen,
einer der seltenen heftigen Regenfälle in der Wüste.
Auf unserer Karte finden wir eine Nebenstrasse, die uns 80km Umweg über Neiva ersparen würde. Wir fragen und erhalten die Auskunft, die Strasse sei durchaus befahrbar. 20km später sehen wir, wo
der Hacken liegt. Wegen der starken Regenfälle letzte Nacht, ist der Fluss angeschwollen und beim Furt hat es viel Wasser und starke Strömung. Ein Anwesender meint, in etwa einer Stunde hätte es
weniger Wasser, da sei ein durchqueren wohl möglich. Mit unserem Fahrzeug würde er es auch jetzt wagen. Wir tun es nicht und warten etwa 1.5 Stunden. Die Strömung nimmt tatsächlich etwas ab
und die Wassertiefe sinkt auf vielleicht 40cm. So wagen wir die Flussquerung und kommen problemlos ans andere Ufer.
Unser nächstes Ziel ist Kolumbiens Hauptstadt Bogotá. Von Walter und Regine wissen wir, dass es mitten im Zentrum einen Parkplatz gibt, den man 24h benutzen kann und der von der Familie des
Parkplatzwächters bewohnt wird. Wir finden den Ort und sofort beginnt der Inhaber Autos zu verschieben damit für uns Platz frei wird. Wir bleiben 2 Nächte und bezahlen für unseren „Hotelplatz“
insgesamt nur umgerechnet Fr. 18.-
50km nördlich von Bogota besuchen wir die unterirdische Salzkathedrale von Zipaquirá. Unter Anleitung deutscher und kolumbianischer Ingenieure trieben Minenarbeiter seit dem 19. Jh. tiefe Stollen
in den Salzberg. Bald entstanden für die Bergleute unterirdische Kapellen. 1992-95 wurde dann eine riesige Salzkathedrale erbaut, für deren Hohlraum eine viertel Million Tonnen Gestein und Salz
ausgeschält wurden. Alles ist so gemacht, dass man auch mit dem Rollstuhl überall hin kommt.
Da wir Mitte Dezember wieder in Quito sein müssen, wird es Zeit umzudrehen und allmählich wieder südwärts zu reisen. Über Villa de Lejva, Barbosa geht es auf Nebenstrassen hinunter an den
riesigen Fluss Rió Magdalena und weiter Richtung Medellín. Unser Navi kennt einen Weg dorthin, der uns durch das Stauseegebiet „Embalse del Peñol“ führt. Auf der Karte ist keine Strasse
eingezeichnet. Und tatsächlich, der Weg ist eher für Eselskarren als für Autos gemacht. Dank viel Bodenfreiheit und Geländegang schaffen wir die paar km und kommen auf einen Staudamm mit guter
Naturstrasse. Beim Mittagshalt kommt ein Sicherheitsbeamter auf dem Motorrad zu uns. Wir fragen nach dem Weg und der Qualität der Strasse. Als wir ihm sagen woher wir kommen meint er, jetzt habt
ihr nun noch Autobahn bis Medellín. Tatsächlich finden wir nun eine gute Schotterstrasse vor und erreichen am frühen Nachmittag Guatapé. Auf dem Parkplatz vor dem „Zuckerhut“ (kleiner aber nicht
weniger schön als der richtige Zuckerhut in Rio de Janeiro) geniessen wir den Blick auf die vielen Inseln im Stausee. Zu unserer Überraschung dürfen wir auf dem grossen Parkplatz gratis
Übernachten. Das wurde uns sonst in Kolumbien oft verweigert.
Der Name Pablo Escobar und das Medellin-Kartell sorgten gegen Ende des 20 Jh. Für riesige Probleme in der Stadt und Medellin wurde als „Mordhauptstadt der Welt“ bezeichnet. Die Zeiten sind
glücklicherweise vorbei und Medellin ist eine schöne, sichere Stadt mit modernem öffentlichen Verkehr. Wir wollen nicht selbst in die Stadt fahren, sondern übernachten im Parque Arví und lassen
uns mit der Luftseilbahn mitten in die Stadt hinunter fahren. Weiter machen wir auf der modernen Metro, die auf hohen Stelzen quer durch die Stadt fährt, eine erste Stadtbesichtigung. Die
Bahnstationen sind rollstuhlgängig und die Metro ist für Rollstuhlfahrer sogar gratis.
Wir fahren nun südwärts auf der Panamericana, biegen dann aber etwa 120km nach Medellin Richtung Manizales ab. Unser Ziel ist die Kaffeeplantage Hacienda Guayabal. Wir werden von Angestellten
freundlich begrüsst und bekommen unseren Stellplatz für umgerechnet 15 Fr. pro Nacht. Ein Wucherpreis für kolumbianische Verhältnisse. Wir bleiben trotzdem und werden am folgenden Tag mit einer
ausgezeichneten Tour über Anbau und Verarbeitung von Kaffee entschädigt. Zu uns gesellt sich auch Ariane aus Deutschland. Die Tour sollte um 9 Uhr beginnen und 2.5 Stunden dauern. Wir drei sind
aber so begeistert, dass es 15 Uhr wird bis wir zum Ende kommen und vor 17 Uhr bereits wieder zum Gebäude gehen, wo die Ableser ihre Tagesarbeit abliefern. Ein Ableser erhält pro kg einen Lohn
von 20 Rappen. Unter optimalen Bedingungen seien 100kg pro Tag zu schaffen. Wohnen kann er gratis auf der Hacienda, vom Lohn werden ihm aber pro Tag Fr. 3.75 für das Essen abgezogen. Ist ein
Ableser wegen Krankheit, Unfalls oder anderen Gründen nicht da, verdient er auch nichts. Altersvorsorge oder Versicherung ist freiwillig und Privatsache des Angestellten.
Kilometerlange Zuckerrohrfelder sehen wir auf unserer Weiterfahrt südwärts Richtung Cali. Unterwegs besuchen wir ein interessantes Museum über den Anbau von Zuckerrohr in einer ehemaligen Villa
eines Zuckerbarons. Am 3. Dezember treffen wir in Popayan ein. Wir richten uns ein, um auf einem 24h Parkplatz mitten in der Stadt zu übernachten. Am späteren Nachmittag klopft es an die Türe.
Die Schweizer Heiri und Laura, denen wir in Chile und Argentinien begegnet waren, haben uns zufällig gesehen und beschliessen mit ihrem Mercedes Sprinter, neben uns zu Übernachten. Wir freuen uns
über das Wiedersehen und haben uns gegenseitig viel zu erzählen.
Bevor wir zur Grenze nach Ecuador fahren, machen wir noch einen Abstecher zum Vulkan Azufral. Bei Nebel und Regen kämpft sich unser Duro bis auf knapp 4000m ins Naturreservat. Vor der Hütte des
Parkwartes suchen wir einen einigermassen flachen Platz zum Übernachten. Die Hütte ist leer und wir erwarten eine sehr ruhige und dunkle Nacht. Gerade als wir uns schlafen legen wollen, kommt ein
Motorrad angefahren und strahlt uns mit dem Scheinwerfer längere Zeit an. Schliesslich schieben die zwei Leute das Motorrad zur Hütte, öffnen die Türe und schieben das Motorrad hinein. Da sie
offenbar einen Schlüssel haben sind wir beruhigt. Am nächsten Morgen zeigt sich, dass es sich um die Stellvertreter des Parkwächters handelt. Margrit nutzt das schöne Wetter für den einfachen
Aufstieg auf den Krater und hinein zu den Krater-Lagunen, die gemäss Legende vom ehrwürdigen Kazike Tacurres entstanden, da er aus Liebeskummer um seine drei verstorbenen Töchter grosse Tränen
verschüttete.
Die erneute Einreise nach Ecuador gestaltet sich problemlos. In rekordverdächtigen 45 Minuten schaffen wir den Grenzübertritt. Gemäss Datenbank des Zolls, reisen wir zum ersten Mal im Land
ein und erhalten so 90 Tage Aufenthaltserlaubnis für uns und das Fahrzeug.
In Ibarra lernen wir den Australier Graham kennen. Er besitzt hier einen Landwirtschaftsbetrieb und züchtet seit 6 Jahren Pflanzen, die er in der Region verkauft. Da er Freude an Besuchern hat,
hat er den ehemaligen Stall zu einem Gästezimmer mit Küche, WC und Dusche umgebaut und stellt für Wohnmobile einen betonierten Platz zur Verfügung. Alles gratis. Mit ihm verbringen wir Stunden
mit plaudern und lernen sein Leben in Ecuador kennen. Daneben können wir seine gute Internetverbindung nutzen, um unseren Bericht und die Bilder ins Internet zu stellen.